Dienstag, 4. Februar 2014

"Er ist wieder da"

von Timur Vermes,
gesprochen von
Christoph Maria Herbst



Ich halte es für angebracht, vorab die Kurzbeschreibung von amazon einzufügen:

"Ein literarisches Kabinettstück erster Güte Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva, im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet er in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und "Gefällt mir"-Buttons. Eine Persiflage? Eine Satire? Polit-Comedy?"
 
Tja, was soll ich dazu sagen, das ist wirklich nicht einfach!!! Der Autor bewegt sich, mit diesem Buch, auf "dünnem Eis"!

Beginne ich meine persönliche Eichschätzung mal mit dem Sprecher, Herrn Herbst. Er schlüpft in die "Rolle" von Adolf Hitler und spricht ihn auch.  Mir klingt das sehr unangenehm in den Ohren aber, das soll es ja wohl auch. Christoph Maria Herbst spricht den wieder erwachten Adolf Hitler großartig. Da gibt es Nichts! Er übernimmt zwar den Duktus von Hitler, bringt dabei aber auch gleichzeitig eine lächerliche Note mit hinein. So unangenehm mir dieser Hitlersche Duktus auch in den Ohren klingt, möchte ich sogar soweit gehen und empfehlen, eher das Hörbuch zu hören, als das Buch zu lesen. Ich denke, die akustische Wahrnehmung macht das gedruckte Buch erst rund.
Das ist für die erste halbe Stunde zwar äußerst gewöhnungsbedürftig, aber nach dieser Zeit kommt man der *denk* ... ja was genau,?? Satire oder Comedy, näher. 

Was für eine Gratwanderung! Oft halte ich die Luft an. Ist das nun zum lachen? Manchmal gibt es Vergleiche oder Gedanken, denen ich meine Zustimmung geben könnte. In anderen Hörmomenten bleibt mir das Lachen im Hals stecken und ich frage mich, ob ich über diese Situation wirklich lachen darf.

Mir scheint es so, dass diese Form, wie auch immer man sie nennen möchte, eine Möglichkeit für den Autor ist, sich von der humoristischen Seite eines Denkens zu nähern, dass es in einer anderen Form dargeboten, dann vielleicht nicht geben dürfte.
 

Ich empfinde es als sehr gewagt, sich über Hitler und sein Denken, im Kontrast zu unserem, lustig zu machen. Darf man das? Ich bin zwar eine Nachgeborene, aber noch sehr nah dran, an dieser Zeit. Wahrscheinlich empfindet die nächste Generation  schon ganz anders.

Hitler's Denken wird dem Hörer nahe gebracht und zwar nicht über die Reflektion anderer, sondern unmittelbar durch ihn selbst. Mir kam  zuweilen das Schmunzeln ins Gesicht, lachte auch gelegentlich mit und war davon selbst irritiert.

Wie die Entwicklung der Erzählung vom Kiosk, über die Presse bis ins Fernsehen abläuft ist so verrückt, dass man sie wieder für möglich halten könnte. Hauptsache, wir bekommen ihn zuerst. Wieviel Geschäft ist mit ihm zu machen, welche Quoten bringt das und wie können wir von ihm profitieren. Ich kenne mich in der Medienwelt ja nicht so aus, aber, bei all dem, was uns da geboten wird, wäre auch das denkbar, was ich in diesem Hörbuch zu hören bekam.


Zum Abschluss möchte ich noch erwähnen, dass im HB weder die kriegsführenden Soldaten, noch die leidende Zivilbevölkerung, noch die Judenverfolgung in dieses Buch einfließen. Das wäre für mich auch der Grund für den abrupten Abbruch gewesen!

 Ob mir das Buch gefallen hat oder nicht, da bin ich hin und her gerissen. Die große Frage, die bleibt ist, ob Hitler in diesem Buch verharmlost wird. Das sollte jeder Leser oder Hörer selbst für sich heraus finden. Ein gewagtes Thema, für denkende Menschen, sehr gut als Hörbuch umgesetzt.

Falls Euch das Hörbuch interessiert, dann hört doch einfach mal bei http://www.audible.de in das Hörbuch rein.

1 Kommentar:

  1. Aufgrund der Besprechung in diesem Blog habe ich das buch gelesen und:
    also, vorweg, man kann auch diagonal lesen...
    Zu Beginn fiel mir nur ein:albern, ärgerlich, ich hatte arge Widerstände, mich durch diesen so für mich gar nicht lustigen Text zu quälen. Aber, man kann ja schließlcih auch diagonal lesen und eespart sich da einiges.
    Ich finde, der Autor hat hier jede Menge durcheinander gequirlt: Zeitkritik, Kritik an der Medienlandshcfat, ganz zaghafte Kritik am behördlichen Umgang mit dem Rechtsterrorismus usw. Allein die Medienindustrie wäre ein eigens Buch wert.
    Aber nein, der zeitreisende Protagonist muss der wieder auferstandene!! Adolf Hitler sein. Eine andere Figur hätte als Zeitreisender ganz amüsant sein können. Dabei meine ich nicht, dass man dem Fachismus auf keinem Fall mit Satire begegenen dürfte (siehe Chaplins "Großer Diktator") Hier aber wechselt häufig die Perspektive, mal wird sich ein wenig üüber diesen Herrn Hitler amusiert, mal bekommt er Raum für seine Kritik am 21. Jahrhundert, seltsamerweise auch in Sprache des Jahres 2013 (ein gelegentlich eingefügtes "hernach" wirkt da wie ein Fremdkörper.
    Ich denke nicht, dass ein junger Mensch, der wenig über die Entstehung des deutschen Nationalsozialismus, über die Abermillionen toten Toten, die jüdischen, sozialistischen,kommunistischen, zigeunerischen, schwulen, christlichen , behinderten, psychisch kranken und anderen Opfer des Nationalsozialismus, über die Opfer der Zivilbevölkerung in den besetzten Ländern, den gefallenen Soldaten aller Heere, den Opfern des Bomnekrieges weiß zu dem Schluß kommt, dass die Nationalsozialisten (und nicht Hitler allein) dieses Schlachten entfesselt haben, zumal dieser Hitler, sicher ungewollt, des Öfteren harmlos wirkt.
    Was haben sich die Überlebenden der KZs geschworen.
    Nie wieder Fachismus, nie wieder Krieg!

    Mir als Täterkind ist dieses Thema zu ernst, als dass ich solche ärgerlichen Bücher unkommentiert lassen könnte, wohlgemerkt: ich liebe gute Satire, auch zu diesem Thema, das vorliegende Buch ist nur ärgerlich.

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Vielen Dank für den Kommentar!
Ich werde ihn nach Überprüfung zeitnah freischalten.